Die beste Pflege
ist der beste Schutz der Anlage. Fritz Encke (1861-1931), zitiert nach Arthur Glogau

Seminar - Gartendenkmalpflege

Rheinpark nach dem Orkan Ela

Seminar: Zerstörung historischer Gärten durch Extremwetter situationen:

Veranstalter:
AGS Arbeitsgemeinschaft Sachverständige
Gartenbau - Landschaftsbau - Sportplatzbau e.V.
Veranstaltungsort:
Künstlerverein Malkasten Düsseldorf
Datum: 30.03-31.03 2015
Anmeldung: erforderlich bis 15.03.2015

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Zerstörung historischer Gärten durch Extremwettersituationen

Seminar

JUTTA CURTIUS


Der Orkan Ela, der an Pfingstmontag 2014 über Teile des Rheinlandes und des Ruhrgebietes fegte, war ein Extremwetterereignis mit weitreichenden Folgen für die Menschen und die Natur dieser Regionen. Besonders hart traf es einige historische Gärten, die Verluste von bis zu 50% ihres alten Baumbestand hinnehmen musste. Es sind die Extremwetterereignisse, wie Stürme mit Windwurf, die Häufung von Starkregenereignissen, die Verlagerung von Niederschlagsmengen in den Winter und auch die Hitze und Dürreperioden im Frühjahr, die die Zeugnisse der Garten- und Landschaftskultur gefährden.


Klimawandel

Zahlreiche Studien befassen sich mit dem weltweiten Klimawandel. Die Effekte auf die Natur sind vielfältig und vielschichtig. Neben direkten Einflüssen auf alle Lebewesen, lassen sich z.B. Auswirkungen den Wasserhaushalt und auf die Böden feststellen. Das verstärkte Auftreten verschiedener Schadorganismen von der Kastanienminiermotte, über Brandkrustenpilz bis hin zu Bakterien, wie Pseudomonas syringae pv. Aesculi, stehen vermutlich im Zusammenhang mit veränderten Umwelteinflüssen.
Das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (MUNLV) beauftragte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) mit einer Studie1 , die die möglichen Folgen des Klimawandels in NRW aufzeigen sollen und die Potentiale und Notwendigkeiten für eine Anpassung abschätzen sollen. Das LANUV NRW entwickelte ein Klimafolgemonitoring mit dem Ziel, „Effekte in Natur und Umwelt, die durch den Klimawandel verursacht werden, frühzeitig zu erkennen und deren Geschwindigkeit sowie eventuelle Schadenspotenziale zu verfolgen.“2 „So kann zum Beispiel anhand von Daten nachgewiesen werden, dass die phänologische Vegetationszeit, gemeint ist, die Zeit, in der die Pflanzen wachsen, sich seit Beginn der Aufzeichnungen um ca. 16 Tage verlängert hat.“3 Da gerade in den verdichteten Großstädten der Klimawandel eine besondere Herausforderung stellt, dient Köln als Beispiel für eine Untersuchung, um die Folgen der zu erwartenden längeren Hitzeperioden oder Starkregenereignisse darzustellen.4 „Böden spielen eine zentrale Rolle im Klimageschehen. Einerseits sind sie unmittelbar von künftigen Klimaänderungen betroffen. Andererseits haben Eingriffe und klimabedingte Veränderungen der Bodeneigenschaften Auswirkungen auf das Klima.“5
Unter dem Eindruck dieser Zusammenhänge hat die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland, im Januar 2013 ein Gesetz zur „Förderung des Klimaschutzes“ mit gesetzlichen Klimaschutzzielen verabschiedet.8


Ziele der Gartendenkmalpflege

Historische Gartenanlagen, Promenaden, Alleen oder repräsentative Plätze mit ihrem wertvollen Altbaumbestand sind als identitätsstiftende Grünanlagen wichtige Bestandteile des städtebaulichen und landschaftskulturellen Erbes. Diese Orte spiegeln, nicht nur die Geschichte und die Kultur, sondern auch das Naturverständis einer Stadt oder einer Region wieder. In historische Gärten findet sich die Wechselbeziehung zwischen der von Menschen erzeugten Gartenkultur und ihrer natürlichen Umwelt. Diese Orte zu bewahren, zu pflegen und zu fördern ist die Aufgabe der Gartendenkmalpflege. Einen rechtlichen Rahmen bieten in Deutschland die Denkmalschutzgesetze der einzelnen Bundesländer. Als Denkmal werden die Zeugnisse der Garten- und Landschaftskultur im Sinne Charta von Venedig (1964) unter Schutz gestellt.
Die Charta von Florenz (1981) behandelt die Grundsätze des Gartendenkmals und nimmt Bezug auf die besonderen Herausforderungen im Umgang mit dem lebendigem „Baustoff“, der Pflanze. Dieser „Baustoff“ ist dem natürlichen Kräftespiel ausgesetzt ist und unterliegt einer zyklischen Entwicklung des Wachsens und Vergehens. Er ist abhängig von seiner natürlichen Umgebung, den Bodenfaktoren und den klimatischen Einflüssen. Nicht zuletzt jedoch und ganz entscheidend von der pflegenden Hand seiner Gärtner und deren praktischen Fachwissen im Sinne der Gartenkunst.


Erklärung von Sanssouci

Im September 2014 wurde unter der Gesamtleitung von Prof. Dr. Michael Rohde in Potsdam die internationale Tagung „Historische Gärten im Klimawandel“ organisiert. Fachleute aus der ganzen Welt, Naturwissenschaftler, Geschichts- und Kulturwissenschaftler und Denkmalpfleger berieten zu dem Umgang und Möglichkeiten der historischen Gärten im Kontext zu den Folgen des spürbaren Klimawandels. Im Anschluss dieser Tagung wurde die Erklärung zum Erhalt von historischen Gärten und Kulturlandschaften verabschiedet. In dieser Erklärung wird ausdrücklich gefordert, dass die Gefährdung durch die Folgen des Klimawandels erkannt, beschrieben und erforscht werden müssen. Der Austausch zwischen den Kultur- und Naturwissenschaftlern und den Denkmalpflegern ist Grundlage für den fachlich besonnenen Umgang mit den Herausforderungen, die durch den Klimawandel und die Extremwetterereignisse entstehen und denen sich die Verantwortlichen der historischen Grünanlagen stellen müssen.
Die Arbeitsgemeinschaft Sachverständige Gartenbau - Landschaftsbau - Sportplatzbau e.V. veranstaltet am 30. und 31.03.2015, unterstützt vom Garten-, Friedhofs und Forstamt der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Arbeitskreis historischer Gärten der DGGL ein Seminar mit dem Titel „Zerstörung historischer Gärten durch Extremwettersituationen“.
Amtsleiterin Dipl.-Ing. Doris Törkel und Gartendenkmalpfleger Dipl.-Ing. Tobias Lauterbach werden einen Sachstandbericht geben und zu den Handlungskonzepten der Stadt Düsseldorf referieren. Prof. Dr. Andreas Roloff (TU Dresden) wird zu den Stadtbäumen im Klimawandel unter Berücksichtigung der Gartendenkmalpflege neue Forschungsergebnisse vorstellen. Dr. Michael Kastler (Ahu AG) beleuchtet die Stadtböden und die Möglichkeiten zur Verbesserung des Lebensraumes. Dr. Elisabetta Cereghini (Paris Preservation) schildert die Restaurierung des Parks von Champs-sur-Marne nach einem Orkan 1999 in Frankreich. Dipl.-Ing. Peter Jordan zuständig für das Referat Gartendenkmalpflege innerhalb der AGS spricht zu den Grundlagen der Gartendenkmalpflege und erklärt die Unterschiede zu einer normalen Grünanlage. Werkberichte und eine Exkursion zu den am stärksten betroffenen Parkanlagen in Düsseldorf verdeutlichen die Problemstellung an praktischen Beispielen.

Literaturnachweis:

  1. Kropp, Jürgen; Holsten, Anne (2009): Klimawandel in Nordrhein-Westfalen. Regionale Abschätzung der Anfälligkeit ausgewählter Sektoren. Hg. v. Potsdam-Institut für Klimaforschung. Potsdam.
  2. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (2010): LANUV-Fachbericht 27. Hg. v. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.
  3. Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (2012): Klimawandel in Nordrhein-Westfalen - Wie das Klima NRW verändert. Hg. v. Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.
  4. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (2013): Klimawandelgerechte Metropole Köln. Abschlussbericht. LANUV-Fachbericht 50.
  5. Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO) (2010): LABO Positionspapier Boden und Klimawandel 090610.doc. Betroffenheit und Handlungsempfehlungen des Bodenschutzes.
  6. Landesregierung Nordrhein-Westfalen (29.01.2013): Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes in Nordrhein-Westfalen. Klimaschutzgesetz NRW, vom 29.01.2013.